Nach Nijhoffs geballter Poesie wenden wir uns kurz Adwaita (1863-1919) zu, der mit dem Namen Awater vielleicht mehr zu tun hatte, als wohl gedacht wird. Johan Andreas dèr Mouw (Adwaita) war Sprachwissenschaftler, Philosoph und Dichter. Sanskrit war eine der Sprachen, die er studierte neben Latein und Griechisch. "Adwaita" bedeutet soviel wie Nicht-Doppelheit, Nicht-Dualität, Einheit: Sanskrit "a-dwaita" - "Nicht-Zweiheit". (im Wortstamm "dwai" ist unschwer "zwei" zu erkennen). Das "A-" in "Awater" war Nijhoff nicht fremd: Nijhoff und dèr Mouw hatten eine Beziehung in der Philosophie und Poesie eine große Rolle spielten bis zu dèr Mouws Tod in 1919.
Das Streben nach Einheit in allem, wie es dèr Mouws Pseudonym ausdrückte war schwer durchzuhalten und die Zweiheit von täglichem Leben und absolutem Sein konnte einen wie dèr Mouw, der ein brillianter aber schwieriger, in verschiedener Hinsicht gespaltener Mensch war, und zudem Brahman, schier zur Verzweiflung bringen:
Johan Andreas dèr Mouw (1863-1919)
Ich bin Brahman
*
Ich bin Brahman
*
Ich bin Brahman. Aber die Magd kommt nimmer.
So schaffe ich zuhause das Bisschen, das ich kann:
Spülwasser schütt' ich fort und befülle neu die Kanne;
nur hab' ich keinen Lappen und ich verschütte immer.
Síe sagt, die Arbeit taugt ja nicht für einen Mann.
Ich komm' mir hilflos vor und sie tut mir so Leid,
wenn sie die lang verwöhnte praktische Unfähigkeit
verwöhnt mit allem was sie in der Pfanne zaubern kann.
Und stets verehrt' ich Ihn, der stetig sich erweitert
Im Zauberwerk der Welt, der Kunst, des Wissens:
wenn sie mir reicht den Teller Haferbrei,
und ich an ihren Fingern seh' die Risse,
dann fühle ich die gleiche Andacht brennen
für Sonne, Bach, und Kant, und ihre schwiel'gen Hände.
Johan Andreas dèr Mouw (1863-1919)
Uit: Volledig dichtwerk (1986) Uitgever: G.A. van Oorschot , Amsterdam
Übersetzung Jaap Hoepelman Juni 2017,
Mai 2019 mit Anregungen von Paul Claes.
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Ich bin Brahman
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Ich bin Brahman. Aber die Magd kommt nimmer.
So schaffe ich zuhause das Bisschen, das ich kann:
Spülwasser schütt' ich fort und befülle neu die Kanne;
nur hab' ich keinen Lappen und ich verschütte immer.
Síe sagt, die Arbeit taugt ja nicht für einen Mann.
Ich komm' mir hilflos vor und sie tut mir so Leid,
wenn sie die lang verwöhnte praktische Unfähigkeit
verwöhnt mit allem was sie in der Pfanne zaubern kann.
Und stets verehrt' ich Ihn, der stetig sich erweitert
Im Zauberwerk der Welt, der Kunst, des Wissens:
wenn sie mir reicht den Teller Haferbrei,
und ich an ihren Fingern seh' die Risse,
dann fühle ich die gleiche Andacht brennen
für Sonne, Bach, und Kant, und ihre schwiel'gen Hände.
Johan Andreas dèr Mouw (1863-1919)
Uit: Volledig dichtwerk (1986) Uitgever: G.A. van Oorschot , Amsterdam
Übersetzung Jaap Hoepelman Juni 2017,
Mai 2019 mit Anregungen von Paul Claes.