Donnerstag, 9. Mai 2019

Adriaan Roland Holst und das Nationaldenkmal.


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Adriaan Roland Holst  1888-1976


Nach einem abgebrochenen Studium Englisch und keltische Mythologie in Oxford machten es die Mittel seines wohlhabenden Vaters Roland Holst möglich, sich ausschließlich der Dichtkunst zu widmen. Seine raunende Symbolsprache, sein verschlungener Satzbau und nicht weniger seine hervorragenden Kontakte zur Obrigkeit und Kunstwelt - auch über Tante Henriette Roland Holst und seinem Onkel, dem Maler Richard Roland Holst - 


Richard Roland Holst 1868-1938
Affiche zu Vondels Trauerspiel "Lucifer".

prädestinierten ihn für seine Rolle als Großpoet, als "Prinz der Dichter". In den höheren Kreisen kam er hervorragend an. Man liest, dass bei Claus und Beatrix auf Schloss Drakensteyn sogar ein Zimmer für ihn reserviert war.

In 1956 enthüllte Königin Juliana das Nationaldenkmal auf dem Dam in Amsterdam. 


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Der Text auf der hohlen Seite der Rückwand stammt von Roland Holst und ist in doppelter Hinsicht unleserlich: Wer sich bis zum Satzende durch die Unwegsamkeiten von Wortwahl und Grammatik vorgekämpft hat und den Blick zum Satzanfang zurückwendet, um mittels höherer Hermeneutik das Gelesene auch zu verstehen, muss feststellen, dass im Halbrund Satzende und Satzanfang nicht von einem Punkt aus erfasst werden können. Nach einigen Versuchen erscheint es dann ratsam, sich nicht dem Nationalgefühl, sondern dem Nationalgetränk zu widmen. Probierstuben gibt es in der Gegend in ausreichendem Maße. 

Denkmal und Text wurden von Anfang an heftig angegriffen, am heftigsten wohl von einem anderen Großliteraten: Harry Mulisch. Nachdem in den 1966-er Unruhen in riesigen blauen Lettern das Wort MORD an der Wand gepinselt wurde, schrieb Mulisch: "Es ist diese Regentenmentalität in der Literatur, die auf einmal blau überstrichen wurde mit dem klaren, lesbaren, genauen Wort MORD".*

Nehmen wir als Beispiel für Roland Holsts symbolischen Hohlraum mal den Anfang des einst berühmten Gedichts, "Landstreichers Liebe" - man kann es heute einfach nicht lesen ohne zu schmunzeln:

Zwerversliefde

Laten wij zacht zijn voor elkander, kind - 
want, o de maatloze verlatenheden, 
die over onze moe gezworven leden 
onder de sterren waaie' in de oude wind.

...usw. usw. ...

Nach Lektüre der Biographie des Roland Holst wäre eine passende Übersetzung:

Landstreichers Liebe

Lasst uns sanft sein für einander Kind -
denn, oh die allzu engen Mieder,
drückend deine müden Glieder
lass sie fliegen in dem alten Wind.

Jaap Hoepelman, frei nach 'Zwerversliefde'.


Auch van Schagen, der Dichter unseres vorherigen Posts, schrieb einen netten kleinen Spottvers auf Roland Holst, den ich hier etwas verkürzt darstelle:
...
wo der Mond ist am vollsten
und der Sturm ist am dollsten
kannst du einen drauf lassen
da ist Roland am Holsten. 

Jaap Hoepelman, frei nach J. C. van Schagen


Zusammenfassend: Mehr als einige Kurzgedichte, wie:

Diese Insel

Wie kamen wir an Land
wozu...von wo?
und liegt an diesem Strand
das fremde Schiff noch irgendwo?
und wenn der Anker wird gelichtet,
nach wo...nach wo...?

Still, schließt die Türen dicht
und liebt euch einfach so...


Aus:  'Voorbij de wegen', 1920.
Übersetzung Jaap Hoepelman Mai 2019

oder ein vereinzeltes Zitat, wie

"Ich sah eine Frau, die schritt als würde sie nie sterben" 


Aus: De afspraak, 1923 S. 89
Übersetzung Jaap Hoepelman Mai 2019

kann ich dem Œuvre des Dichterfürsten nicht abgewinnen.


*Für die hartgesottenen, hier der Text der Gedenkwand:

'Nimmer, van Erts tot Arend, was enig schepsel vrij onder de zon, noch de zon zelve, noch de gesternten. Maar Geest brak Wet en stelde op de geslagen bres de Mens. Uit die Eersteling daalden de ontelbaren. Duchtend zijn hoge blik deinsden hun zwermen binnen de Wet terug en werden volken en stonden elkander naar het leven: onder nachtgewolkten verward treurspel, dat Wereld heet. Sindsdien werd geen mens vrij dan ontboden van boven zijn dak, geen volk dan beheerst van boven zijn torens. Blijve dat ons bij, verlost als wij werden uit het schrikbewind van een onderwereld. Niet onbeheerst, doch enkel beheerst van boven de wereld blijft vrijheid ons deel.' 







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