Freitag, 30. März 2018

Huygens? Hatte der nicht mit Saturn zu tun?

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Constantijn Huygens (1596 – 1687) war Architekt, Komponist, Diplomat, Dichter, Schriftsteller, Gambist, Cembalist, Gitarrist und Lautist und Ratsmann, Verwalter, Sekretär in Diensten von drei Oraniern. Er beherrschte Französisch, Latein, Griechisch, Italienisch, Englisch und, klar, Niederländisch. Seine Vita verbindet ihn mit einer unabsehbaren Reihe Geistesgroßen und Personen der Zeitgeschichte aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlanden und dem Ausland, wie Spinoza, Donne, Rembrandt, Descartes, De Witt, Mersenne, Corneille, Francis Bacon.... Als Architekt entwarf er 1642 sein Refugium "Hofwyck" (vergl. "sans-soucis" oder "solitude"), das heute als Museum zugänglich ist.

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Unter seinen Kindern ist der bekannteste wohl Christiaan Huygens, Mathematiker, Physiker und Astronom, Entdecker der Ringe des Saturns, Erfinder der Pendeluhr, Mit-Entwickler der Analyse und anderen physikalisch-mathematischen Großtaten.


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Huygens schrieb einige längere Vers-Epen, ein bekanntes Trauergedicht, auch ein Lustspiel, aber sich selber nahm er in erster Linie wahr als Komponist. Mehr als 700 Kompositionen hat er geschrieben, die meisten aber sind leider verloren gegangen. 
 Aufnahmen seiner Lieder "Pathodia Sacra et Profana" findet man hier:

Pathodia

In den Niederlanden sind insbesondere seine epigrammatische Kurzgedichte ("puntdichten") bekannt. Er stand fest auf dem Boden der reformierten (protestantischen) Staatskirche und man kann sich leicht vorstellen, wie sehr ihn der Übertritt der Maria Tesselschade (s.U.) zum Katholizismus schockiert haben muss. Für seinen festen Glauben steht hier das Kurzgedicht "Baum", für den Schock, den Tesselschade ihm bereitete "Die zweite Tesselschade":

Baum

Die Bäume, die wir seh'n
recken sich zum Himmel hoch mit ausgestreckten Armen
Sie sind wie Gottlose in Not, die aufwärts barmen
Und wissen nicht an wen.

Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018
 
Die zweite Tesselschade *
(plm. 1641)

Hat Tessel unterwegs nach Rom Genf hinter sich gelassen?
Hat ihre weggelockte Seele sich in Puppenkram verfangen?
Wie konnte diese Grübelei ihr in das hohe Herz gelangen?
Läßt Pfaffen-Dunkel Gottes Licht in ihr verblassen?
Und hat im Dunkeln sie der klare Sinn verlassen?
Und sind im trüben Auge die weißen Gründe schwarz,
die rechte Spur zu schlicht, das sanfte Joch zu hart?

Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018

* Der Name "Tesselschade" bedarf ein wenig der Erklärung. Maria Tesselschade Roemers(dochter) Visscher war Tochter des Getreidehändlers und Schiffsversicherers Roemer Visscher, der 1593, kurz vor ihrer Geburt,  in einer Schiffskatastrophe 44 vollbeladene Schiffe verlor vor der Küste Texels (eine Insel bei Nord-Holland). Auf die Idee, seine kleine Tochter nach einer Schiffskatastrophe zu nennen ("Tesselschade" - "Die Katastrophe/der Schaden bei Tessel"), kommt so schnell keiner, außer er ist Amsterdamer Kaufmann (oder vielleicht Hamburger).
 Maria Tesselschade war eine begabte Sängerin, Dichterin, Graviererin, Mitglied in den wichtigsten Künstlerkreisen und bekannt mit allen, die Rang und Namen hatten, auch mit Huygens. Huygens bissiges Epigramm  "Die zweite Tessel-Katastrophe" hat jedoch nicht zu einer dauerhaften Verstimmung zwischen ihm und Tesselschade geführt, was für die tolerante Einstellung der beiden spricht.



Träume

Tagsüber denkt mir, dass ich träume - dass ich sähe, träumt mir in der Nacht:
Wär's nächtens nicht so dunkel, und so hell nicht wär' am Tage
Ich sähe keinen Weg heraus aus den geträumten Träumen,
Ob meine Träume Denken sind, ob Denken meine Träume.

Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018

Das Gedicht "Dromen", "Träume", steht als "Mauergedicht" an einer Außenwand in Den Haag.
Die Stiftung "ArchipelpoëZie" hat es sich zur Aufgabe gemacht, Haager Wände mit Poezie zu bereichern, welche, und wieviele kann man hier sehen:

muurgedicht

Ich stelle mir nur vor, was passieren würde, wenn jedes dieser Gedichte entfernt werden müsste, weil eine/r sich von irgendeiner Zeile unangenehm berührt fühlte...





Mittwoch, 21. März 2018

Ollekebollekes zum Selbermachen.

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In der letzten Post, über Drs. P., erwähnte ich kurz die Anforderungen an ein gediegenes Ollekebolleke: Das wahre Ollekebolleke muß folgenden Anforderungen genüge tun:
  • Es ist ein Epigramm. Es soll witzig sein und eine Pointe enthalten.
  • Es besteht aus zwei Strophen mit zweimal vier Zeilen.
  • Das Metrum ist daktylisch. Jede Zeile enthält zwei Daktylen, in den Zeilen 4 und 8 können die letzten onbetonten Sylben wegfallen.
  • Zeile 1 ist das Motto, ein Ausruf oder Seufzer.
  • Zeile 2 prezisiert das Thema.
  • Zeile 6 besteht aus einem sechssylbigen Wort, mit Hauptbetonung auf der vierten Sylbe.
(also nicht 'Lebensversicherung'; dafür 'Benediktinerabt')
  • Zeile 8 und Zeile 4 reimen sich.
  • Enjambement darf es nur zwischen den Zeile 3 und 4 und zwischen den Zeilen der 2. Strophe geben
Selbstgebasteltes Beispiel:

Hercules, Hercules!
Frater Venantius
Wettert im Ordenstracht
Zeter und Mordio.

Succubus? Incubus?
Benediktinergleich
Ora? labora? Bleibt
Nur: Castigatio.

Jaap Hoepelman März 2018

Versucht es mal! Es ist reizvoll wie Sudokus...Moment mal..."Súdoku" (so sage ich es immer) ist ein Daktylus!
Also, hier eine Starthilfe:

Sudoku, Sudoku!
Nipponsche Zahlenqual!
...usw....
...usw...


Viel Vergnügen!

Drs. P. und das "Ollekebolleke".


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Wir haben van de Linde, Hoekstra, Stip und Wilmink bereits als Spaßdichter kennengelernt und diese gloriose Reihe möchte ich jetzt erweitern um Drs. P. . Drs.?? Drs. ist die Abkürzung von doctorandus/a, "der/die noch Doctor werden muss" (Latein, Gerundivum). Es war in den Niederlanden der übliche Titel für das, was jetzt meistens "Master" genannt wird. Der Qualität des akademischen Unterrichts hat dieser Namenswechsel selbstverständlich enorm gut getan. Ehrlich gesagt wurde der Titel "Drs." manchmal belächelt, insbesondere von denjenigen, die es bis zum Dr. geschafft hatten. Die meisten Drs. aber waren mit ihrem Titel zufrieden und verbreiteten sich über Ämter und Ministerien wie Ameisen über einen Kuchen . In "Drs. P." steckt also eine Menge selbstspott. Vornehm, förmlich, korrekt, aber etwas gehemmt. "Drs. P." ist das Pseudonym für Heinz Hermann Polzer (1919-2015), ein Ökonom mit Schweizer Nationalität, Komponist, Liedermacher, Kabarettist, Dichter, Sänger...
Drs. P. war ein etwas hüftsteifer, äußerst förmlicher Mann, dem man ansah, das er gute Zigarren zu schätzen wusste, er sprach Niederländisch mit dem vornehmen Akzent, den man nicht anders als "bekakt" nennen kan (darauf können Sie sich selber einen Reim machen), und der wahrscheinlich ausgestorben ist; er war ein großer Sprachvirtuose, und er war KULT. Es gelingt mir leider meistens nicht, meinen deutschen Bekannten klar zu machen warum, aber vielleicht kann diese Aufnahme von "Todesritt" einiges erklären (aber Achtung! nicht ganz einfach, man müsste sich eigentlich schon eine Weile mit den Gepflogenheiten des kuriosen Nachbarvölkchens beschäftigt haben).

    Drs. P.
 



Drs. P. hat das von ihm so genannte "Ollekebolleke" in die niederländische Literatur eingeführt. Das "Ollekebolleke" ist eine amerikanische Erfindung und heißt dort "Jiggery Pokery", "Higgledy Piggledy" oder "Double Dactyl". "Doppelter Daktylus"... ist ein doppelter Daktylus, wie "Ollekebolleke" im niederländischen Kinderlied. Ein echtes, gutes Ollekebolleke jedoch, unterliegt strengen Vorschriften. Ich könnte sie hier alle aufschreiben, aber diese Post wird schon zu lang. Ich adaptiere hier lieber eins, so dass jeder versuchen kann, die Regeln aus der Form zu destillieren.

Drs. P.

Dagelijks voorstelling!
Wreedheden! Bloedbaden!
Roofdieren! Christenen!
Actie! mimiek!

Ware juweeltjes van
Liefhebberijtoneel
Voor het geachte
Romeinse publiek!


Tägliche Darbietung!
Grausamkeit! Blutlachen!
Raubtiere! Märtyrer!
Tötungsgeschick!

Richtige Perlen von
Amateurschauspielkunst
Plaudite Cives! So
Schön fast wie Krieg!

Jaap Hoepelman März 2018, frei nach Drs. P.

Mittwoch, 7. März 2018

Kees Stip und der mathematische Bock.

Dieses kleine Opus ist der Form nach kein richtiges "Trijntje Fop". Kees Stips "Trijntjes" machen aber so viel Spaß, dass ich mich an "de bok van Siddeburen" gewagt habe. Ein mathematisches Tier, das in den Niederlanden jeder kennt. Sogar mit eigenem Denkmal.


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Der Bock in Siddeburen

Siddeburen

Auf eine Bank

In Frankfurt gibt es Trampeltiere
die potenzieren und radieren.
 
Vor Kurzem haben, ganz versiert
die Tiere sich glatt ausradiert,
worauf sie, frei von jeglichen Problemen,
wieder Quadrat sich konnten nehmen.
Was sie jedoch in Ewigkeit lässt leben
ist, dass sie später noch mal eben
die Mengen, die dann jubilierten
mit fünf multiplizierten.


Jaap Hoepelman  März 2018 (frei nach Kees Stip, "Op een bok")

Weil wir schon dabei sind, habe ich mir gleich die Brillenschlange vorgenommen. Dieses Mal ein echtes "Trijntje Fop":

Kees Stip

Auf eine Brillenschlange

Die Brillenschlange saß Parterre
ganz vorne in den Folies-Bergère.
"Von vielen Schwächen und Gebresten"
- so hörte man sie schwäbisch schwätzen -
"ich Myopie am schlimmsten fand
Wie ist denn jetzt der Zwischenstand?"


Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018

Dienstag, 6. März 2018

Lucebert. Der grimme Neger.

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 Lucebert gehörte zu der Gruppe der sg. "Fünfziger", Dichter und Maler, die nach dem Krieg, als alles neuer und besser werden musste, mit neuen Formen und Inhalten experimentierte, insbes. die Gruppe "Cobra". Wirklich neu war der Anti-Kolonialismus in "Es ist ein großer grimmer Neger" allerdings nicht, wie wir bei Multatuli gesehen haben, und neue Formen haben Dichter und Maler auch nach dem ersten Weltkrieg verzweifelt gesucht - z.B. van Ostaijen. Lucebert wurde von Staat und Gemeinde vielfach ausgezeichnet. Es sind wirklich sehr hübsche Werke dabei. "Fischer von Ma Yuan" haben wir gesehen. Auch der "große grimme Neger" ist sehr beliebt. "Neger" war zur damaligen Zeit ein unverfängliches Wort der Umgangssprache. Ich kann es nicht ändern.


Lucebert (1924-1994)

Es ist ein großer grimmer Neger
                       (1959)

Es ist ein großer grimmer Neger in mir abgestiegen
der in mir Dinge tut, die niemand sieht
auch ich nicht denn dunkel ist es dort und schwarz

ich bin mir sicher er studiert dort
Art und Struktur der ganzen weißen Allmacht

an morschen Schränken macht er sich zu schaffen
ich spüre es – die Splitter schießen durch die Schulter
jetzt liest er alte Formulare lästig ist das
zu viele Sklaven setzt' ich von der Steuer ab


Lucebert
Übersetzung Jaap Hoepelman 2017

norse neger

Sonntag, 4. März 2018

Kopland, Kropsla.

Noch einmal Kopland. Lactucaphil. Gibt es das? Man möchte es fast werden.

 Rutger Kopland (1934-2012)

Junger Salat


    Alles kann ich ertragen
    das Verdorren der Bohnen,
    sterbende Blumen, die Ecke
    Kartoffeln kann ich trockenen Auges
    stoppeln sehen, da bin ich
    wirklich abgehärtet.
    Aber junger Salat in September
    frisch gepflanzt, schlaff noch
    gebettet in feuchten kleinen Beeten, nee.

Aus: Alles op de fiets, 1969.
Übersetzung Jaap Hoepelman Januar 2017.

Die Mutter das Wasser. Kopland und die Mutter die Frau.

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Rutger Kopland nahm Nijhoffs "Die Mutter die Frau" als Vorlage für eine Fürbitte für seine Mutter. Es lohnt sich Koplands Gedicht mit dem Nijhoffs zu vergleichen (Post 17.02.2018, hierunter übersetzt noch einmal abgedruckt).
Kopland war Psychiater (wie auch die Dichterin Vasalis) und Professor an der Universität Groningen, einer der beliebtesten neueren Dichter, Träger einer Reihe literarischen Preise, unter denen der P. C. Hooftpreis für das Gesamtwerk.

Rutger Kopland (Rutger Hendrik van den Hoofdakker. 1934-2012)


Die Mutter das Wasser

Ich besuchte Mutter, mal sehen, geht's ihr gut
Ich sah die fremde Frau. Ihr Blick war weit
und leer, als ob sie schaute auf die and're Seite
eines breiten Flusses, nicht auf mich. Vielleicht wär's gut,

- als ich da auf dem Rasen stand, Pils zu mir genommen
in der Kantine des Altenheims, die Zeit
ging langsam in der gottvergess'nen Einsamkeit -

vielleicht wär's gut, hätt' man einen Psalm vernommen.

Es war die Mutter, ihre zerbrechliche Gestalt, die reglos dort
im Gras stand, nur ihre dünnen Haare
bewegten sich im Wind, ein wenig, wie zum Segeln, fort

über stille Gewässer zu einem Unendlich-da-und

-dortsein, ihrem Gott. Es gibt Gott nicht, aber ich flehte doch:
halt bitte Dein Versprechen. Deine Hand soll sie bewahren.

Rutger Kopland
Aus: Tot het ons loslaat
Amsterdam, Van Oorschot, 1997

De moeder het water


Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018.




Die Mutter die Frau (1933)

Ich zog nach Bommel, die neue Brücke sehen.
Ich sah die neue Brücke. Zwei Gegenseiten
die sich einmal schienen zu meiden,
wurden wieder Nachbarn. Minuten, vielleicht zehn,
dass ich dort lag, im Gras, mein Tee getrunken,
mein Kopf gefüllt mit Landschaft weit und breit -
dass unvermittelt inmitten der Unendlichkeit
mir eine Stimme in den Ohren hat geklungen.

Eine Frau war es. Das Schiff auf dem sie fuhr
fuhr langsam mit dem Strom unter der Brücke durch.
Sie war allein am Deck, sie stand am Ruder,

und was sie sang, dass hörte ich, das Psalmen waren.
O, dachte ich, o, dass da die Mutter würde fahren.
Preise Gott, sang sie, Seine Hand wird dich bewahren.

Martinus Nijhoff (1894-1953)

Uit: Verzamelde Gedichten
Uitgever: Bert Bakker, 4de dr. 1974

Übersetzung Jaap Hoepelman November 2017


Freitag, 2. März 2018

Epigramm, pleziervers oder Spaßgedicht.

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Mit Hoekstra und Wilmink haben wir den geraden, aber schmalen Weg der ernsten Dichtkunst verlassen. Die Sünde schmeckt aber und Dichter die sich dem "pleziervers" (Spaßdichtung, light verse) widmen, hat die niederländische Literatur einige. Im Übrigen kann man auch Gerrit van de Linde problemlos dazu rechnen. Einer der prominentesten war Kees Stip (Cornelis Jan Stip 1913 - 2001), nach dessen Pseudoniem "Trijntje Fop" eine eigene Gattung benannt wurde (vgl. "Limerick"). Das "Trijntje Fop" ist ein Epigramm nach dem Muster: Tiername, Ortsname, in der letzten Zeile eine Pointe. Reimschema: AABBCC. Stip hat davon Hunderte geschrieben und in der Zeitung veröffentlicht. Sprachtechnisch standen sie auf höchstem Niveau, aber fein genug für offizielle Ehrungen war Stips Kunst nicht. Vielleicht weil das englische "light verse" viel vornehmer klingt als "pleziervers", nimmt die Wertschätzung dieser Kunstform in letzter Zeit wieder zu. Immerhin war das Epigramm in der Antike eine hochgeschätzte Dichtform. Wenigstens trägt eine Auszeichnung jetzt Stips Name. Ich habe hier zwei "Trijntje Fops" übersetzt und wer aufmerksam liest, wird entdecken, das manchmal mehr dahinter steckt, als man auf dem ersten Blick vermuten würde.


Kees Stip (1913-2001)


Auf eine Eintagsfliege

Eine Eintagsfliege sprach in Kärlich
"Wie ist der Sonnenaufgang herrlich
und wie wundervoll die Stund
wenn lodernd fort das Sonnenrund
lautlos wird zum Horizont getrieben!
Ach, wär mir noch ein Tag geblieben!"


Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018


An eine Made


In Juli ging ein Grüppchen Maden
In Zandvoort in den Wellen baden
Das Cleverle der Kompanie
Sprach: "Leute, spinn' ich oder wie?
Es sind hier Maden mit von der Partie
Die made sind in Germany."

Übersetzung Jaap Hoepelman 2017


(Kees Stip. Lachen in een leeuw. Verzamelde gedichten. Amsterdam 1993.)

Han G. Hoekstra. Die Zeder. Noch etwas über Kinderpoesie.


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Mit Wilmink, Annie M.G. Schmidt und Simon Carmiggelt gehört Han G. Hoekstra zu einer Generation Dichter, Journalisten und Kabarettisten, die in der Nachkriegszeit aktiv und erfolgreich waren, häufig in Verbindung mit der während des Krieges illegalen Zeitung "Het Parool". Sie hatten wenig mit experimenteller Poesie zu tun, sondern eher mit "Gebrauchspoesie", die z.B. an Kästner erinnert. Einige schrieben viel Prosa und Poesie für Kinder, nicht nur Hoekstra, sondern auch Annie M.G. Schmidt hat hier Großes geleistet. Der braven Angepasstheit der Kinderdichtung wurde mit ihren Arbeiten ein Ende gemacht. Der neue freche, aufsässige, unkonventionelle und sehr witzige Stil geht schon allein aus Aufmachung, Grafik und Titel der neuen Bücher hervor. Als Kind habe ich es genossen. Hier nur ein Beispiel:
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"Die Pudelmütze des Prinzen Karl, und viel mehr"

Auch Hoekstra hat viel für Kinder geschrieben, aber seine allgemein beliebte "Zeder" gehört nicht dazu. Die Gedichtform ist die eines klassischen Rondells, so dass auch die Kulturbeflissenen auf ihre Kosten kommen.
1972 bekam Hoekstra den Huygens-Preis für sein Gesamtwerk.


Han G. Hoekstra (1906-1988)

Die Zeder

Ich habe eine Zeder in den Hof gepflanzt,
Du kannst sie sehen, mir scheint, Du willst nur nicht.
Ein Hinterhof maulst Du, mit Schlacken, Kericht,
und Schimmel hat die blinde Mauer zugepflastert.
Da ist kein Baum, nur grauer Anstrich.
Es gibt ihn wohl, behaupt' ich zittrig.
Ich habe eine Zeder in den Hof gepflanzt,
Du kannst sie sehen, mir scheint, Du willst nur nicht.

Ich zeig' nach draußen, wo schlank und jugendlich
ihr Stamm sich streckt, im Abendlicht,
unnahbar und vom Schicksal unbetastet,
Mächte dieser Welt erschüttern diesen Traum nicht.
Ich habe eine Zeder in den Hof gepflanzt.


Han G. Hoekstra (1906-1988)

Uit: Panopticum (1946)
Uitgever: Amsterdam

Vertaling Jaap Hoepelman November 2017

De Ceder

Focquenbroch. Ein böser Bub aus dem 17. Jahrhundert, oder Fumus Gloria Mundi

     Willem Godschalck van Fockenbroch  1640-1670 Dichter sind Außenseiter. In diesem Blog haben wir sie kennengelernt: Piet Paaltjens , de ...