Samstag, 13. Mai 2023

Reineke Fuchs, oder Van de vos Reynaerde. Die Vollversion.

 

Reineke Fuchs, oder Van de vos Reynaerde.


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Reineke Fuchs
oder
Van de vos Reynaerde
von
Willem die Madocke maecte





Übersetzung Jaap Hoepelman 

Aus dem Mittelniederländischen,  Februar 2020.


"Reineke Fuchs? Den kennen wir doch?" Schon, aber Goethe hatte eine Vorlage: Die Prosa-Übersetzung von Johann Christoph Gottsched einer  flämisch-niederländische Dichtung aus dem 13. Jahrhundert. Diese hatte eine lange Vorgeschichte, zurückreichend bis Äsop. Die flämische Version wurde von einem Autor geschrieben, der sich  "Willem die Madocke maecte"  ("Willem, der Madocke machte“) nannte, der aus Ost-Flandern stammte,  über den ansonsten wenig bekannt ist. Willem gelang eine Kombination von Gesellschaftskritik, Satire, Abenteuergeschichte und Bubenstück. Reynaert zeigt in "Van de vos Reynaerde" nicht die Spur der moralischen Makellosigkeit, welche ordentlichen Helden anhaftet. Er war ein Betrüger, Sadist, Räuber, Schänder, Lügner... Seine Opfer waren nicht besser, nur dümmer, verschwiemelter, frömmelnder, habgieriger und verlogener. Für die vielgeplagten Zeitgenossen Willems muss es ein Genuss gewesen sein, dass alle, aber wirklich alle ihr Fett abbekamen. Man sollte sich aber nicht erschrecken: Der „Reynaert“ ist ausgesprochen drastisch. Auch enthält die Geschichte manche psychologische Details, die uns bekannt vorkommen, z.B. wenn Reynaert als Begründung für seine viele Missetaten gefühlvoll an seine Jugend referiert. Wenn es um Reynaert als Vater geht, gelingt es Willem sogar, eine gewisse Sympathie zu wecken, wenn Reynaert sich mit Grimbeert Dachs zum Hof begeben muss, wo ihm ein unsicheres Schicksal wartet:

Du, hör' mir zu, Frau Hermeline!
Du kümmerst dich um Reynaerdin,
sein Bärtchen wächst zurzeit so prächtig.
In seinem Alter war ich auch so schmächtig!
Und um den kleinen Rothaar, um den kleinen Dieb,
ich hab' den kleinen Gauner lieb,
wie man ein Kind nur lieben kann.

Der Text ist überraschend modern in seinem Sarkasmus ohne aufgesetzte Kunstfertigkeit. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich mich entschied, das ganze Epos zu übersetzen. Dazu habe ich die folgenden Quellen zu Rate gezogen: Die Übersetzung in das heutige Niederländisch des Walter Verniers[i], Hubert Slings annotierte Ausgabe[ii], Lulofs Ausgabe[iii], die annotierte Ausgabe des DBNL  (digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren)[iv]  und ab und zu die Fassung des geheimen Rates[v] .
Die älteste vollständig erhaltene Quelle ist die „Comburger Handschrift“[vi]  in der Württembergischen Landesbibliothek  Stuttgart.

Für das ganze Epos braucht man etwas Zeit und Muße. Wer sich daran wagen möchte, braucht nur HIER zu klicken, um Bekanntschaft zu machen mit dem bedeutendsten Poem des flämischen Mittelalters.

Link zur Übersetzung bei Amazon.

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