Sonntag, 6. Oktober 2019

Jacqueline E. van der Waals, die begabte Tochter eines berühmten Vaters.

                                                                                                                          Jacqueline E. van der Waals - Nederlandse Poëzie Encyclopedie
Jacqueline E. van der Waals
                                                                                                                               1868-1922
                                                                                                                                (Pseudonym U.E.V - 
                                                                                                                                                                   "Una Ex Vocibus")
Jacqueline van der Waals, Laatste verzen · dbnl


Jacqueline Elisabeth van der Waals war Lehrerin, Schriftstellerin, Übersetzerin und Dichterin.
Sie war Schülerin der uns inzwischen wohlbekannten "HBS" ("Höhere Bürgerschule") gewesen, eine Schulart in der ihr Vater, der spätere Nobelpreisträger Johannes Diderik van der Waals, Sohn einer Handwerkerfamilie, für einige Zeit Direktor war. Ein typischer Vertreter des "zweiten goldenen Jahrhunderts". Wie ich schon in einem vorherigen Post schrieb: Die HBS war wahrlich nicht die schlechteste Schulart gewesen.

Johannes Diderik van der Waals - Wikipedia

Johannes Diderik van der Waals
1910 Nobelpreis für Physik

Jacqueline war eine begabte Frau. Sie übersetzte aus dem Deutschen, Englischen, Norwegischen und Dänischen, beschäftigte sich u.a. mit Nietsche, Ibsen und Kierkegaard, trieb Sport, spielte Klavier... aber auch für begabte Kinder ist es nicht immer leicht Kind eines noch begabteren Elternteils zu sein. Vater Van der Waals wahr ein verschlossener Mensch, der seinen Kindern wenig Freiheit ließ. Dieser Zug verstärkte sich, als seine Frau, Anne Smit, 1881 an Tuberkulose starb. Dieser Schlag warf ihn völlig aus der Bahn. Die Wohnung, nicht weit vom Rijksmuseum in Amsterdam, wo er den Lehrstuhl Physik innehatte, wurde in eine Art Mausoleum verwandelt. Die Vorhänge des Wohnzimmers blieben bis 1902 geschlossen. Van der Waals war lange Zeit nicht mehr im Stande zu veröffentlichen. In seiner Verzweiflung schrieb auch er Gedichte. In dieser Hinsicht allerdings wurde er von seiner Tochter eindeutig übertroffen. In ihrem autobiografischen Roman "Noortje Velt" beschreibt Jacqueline die häusliche Atmosphäre, die sie als tödlich erdrückend empfunden haben muss. Das Spannungsverhältnis von Tod, Gott, Schönheit und Glück ist ein häufiges Motiv in ihren Gedichten. Sie war sehr Religiös und einige ihrer Gedichte genießen in der evangelischen Gemeinschaft der Niederlande noch immer große Beliebtheit, aber in der heutigen Poesierezeption kommt ihre Kunst nicht mehr gut an. "Höhe und Tiefe dessen, was wirkliche Literatur heißt, hat sie nie erreicht", schrieb eine bekannte Wochenzeitschrift in den Neunzigern und diese alpenländische Metaphorik verstellte auf lange Zeit einen vorurteilsfreien Blick auf ihre melancholische, kunstvoll-einfache Poesie. 1921 wurde bei ihr Magenkrebs festgestellt. Kurz vor ihrem Tod diktierte sie auf dem Sterbebett die "Letzten Verse", die als ihre besten betrachtet werden und in denen sie die Dissonanz aus Trauer, Glück, Schönheit, Gott und Tod endlich auflösen konnte. 
Selbsttötung kam für sie nicht in Frage. Auf Schmerzmittel hatte sie verzichtet.
                                                                           

Seitdem ich's weiß


Seitdem ich's weiß - ich weiß es wohl, obschon
Man unter uns aus Takt umgeht
Das böse Wort, das man leicht missversteht,
Zu schnell vergreift man sich im Ton.

Seitdem ich's weiß, wurden mir Überfluss
Und Schönheit, und die Süße aller Dinge,
Die mich umduften und umringen
Doppelt so lieblich und zum doppelten Genuss.

Seitdem ich's weiß, scheint mir die Atmosphäre
Durchatmet, zart durchhaucht und schwül,
Als ob mir mein Empfinden, mein Gefühl
Noch einmal schärfer, noch einmal feiner wäre.

Seitdem ich's weiß, wird dem, der mir begegnet,
Fremden und Freunden allentwegen,
Weil Rührung und Vertrauen mich bewegen,
Ein freundlicherer Gruß entgegnet.

Seitdem ich's weiß, naht Gott mir sich.
Oft, als im Spiel der Welt ich mich verlor,
So tief, so ernst wie nie zuvor,
Spürt' ich auf einmal Gottes Lächeln über mich.

Sinds ik het weet



Übersetzung Jaap Hoepelman
Oktober 2019

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     Willem Godschalck van Fockenbroch  1640-1670 Dichter sind Außenseiter. In diesem Blog haben wir sie kennengelernt: Piet Paaltjens , de ...