Montag, 1. Oktober 2018

Vroman. Biologie für die Jugend.


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Vroman betrachtete sich als Wissenschaftler, als Biologe. Folgerichtig beschäftigt er sich in vielen seiner Gedichte mit dem Thema. Im "Biologie für die Jugend" versucht er den lieben Kleinen die Biologie etwas näher zu bringen. Wie "Ein Wackler" hat auch dieses Gedicht etwas Beunruhigendes. Es hat sogar das Potenzial, nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene beim Nachdenken über den merkwürdigen Kloß zwischen unseren Schultern um den Schlaf zu bringen. Ohne Hermetik, natürlich, passend für einen Biologen.

Leo Vroman

Biologie für die Jugend
Kopfhaar ist ein Knollengewächs.
Knöllchen hast du in der Haut,
woraus ein zähes Herbstgras wächst,
regelmäßig angebaut.
Und jede Knolle ist ein Klümpchen
aus oh wohl tausend Zellen.
Studiertest du Histologie,
du müsstest die allesamt zählen.
Ich aber sage dir nur dies:
Dass unter Haar und Schädelbein
Milliarden Zellen stecken
und jede Zelle kann alleine
Tausende Gedanken wecken.
(Dies Freund, soll dir zum Zeichen sein:
Das Ding ist häufig nicht ganz dicht,
das hört man dann, wenn einer spricht.)
Ein Haar aus deinem Wunderhaupt
gerissen, wäre es direkt dem Hirn
entsprossen,
hätte ein kleines Klümpchen dir,
mit Myriaden von Gedanken,
jäh entrissen;
und könnt' dein weiches Hirn ich streicheln
wie deinen kleinen Scheitel jetzt,
dann würde das, was du empfändest
zehn Billionen Bildern gleichen.

Nimmt diese Aussicht dir die Ruh,
lasse dein Schädelkästchen zu.

uit: Gedichten 1946-1984

Übersetzung J. Hoepelman, 2017

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