Montag, 1. Oktober 2018

Vroman. Ein Wackler.


 Afbeeldingsresultaat voor vroman leo


Die ganze Breite von Vromans Dichtkunst möchte ich gerne am nächsten Gedicht "Ein Wackler" ("Een klein draadje") demonstrieren. Es ist lustig, es ist virtuos, jeder kann es lesen und verstehen und es ist unheimlich. Kann ich bezeugen.Vroman war Biologe...das sieht man auch.

Leo Vroman (1915-2014)
 1960

Ein Wackler

Mit diesem Kopf passiert noch was.
Die Fresse klebt mir viel zu feist
am fetten Schädelkasten fest.
Bestimmt passiert noch was.

Wenn je die Schmerzkiste zerbricht,
wie einen abgeschmeckten Brei
legt sie meinen Hirn dann frei.
Am Boden liegt Gedankenschmalz vergossen,
doch der Tod hat meinen Mund verschlossen.
durch den Tod mit Sicherheit
sterb ich in Scheinheiligkeit.

Vom Tode werd ich gerne übermannt,
ich hab mehr Angst um den Verstand.

Ich fürchte die Armee von Spinnen, 
die Nervenzellen tief dort drinnen.

Das fürchterliche Netz der Netze
erfüllt mich schlichtweg mit Entsetzen.

Was z.B. kann passieren,
wenn zwei Drähte sich berühren,
kontaktieren sich unsichtbar
in der Tiefe unterm Haupthaar,  
während ich nach au 
ßen hin im Laden
friedlich Fleisch und Grünzeug kau
fe...

Keine Blitze, keine Funken.
Jemand fragt: Ist der betrunken?

Plötzlich vor der Tür zuhau
-se 
mit Sechstau-
send Suppendos
-en 

Und sagt meine liebe Frau
Hase, was ist  mit dir los?
Dann sage ich wir wollen essen
o nein, ich hab die Supp vergessen

Wird es beim Dichten mir passieren, 
wie prrp ich Leute informieren,
dass es keine Genialitä
t, sondern prrp wackel oder verdre
ht? Ein Wackler, der den Strom aufsürpt 
von mürf Gedanken gürpt

und Kürpschluss führt zum Brürf -

Brarp! Hürf! Hürf!

Aus: De Ontvachting, 1960

draadje

Übersetzung J. Hoepelman 2016

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