Adriaan Roland Holst
Adwaita
Aegidius
Ashetu, Bernardo
Bloem, Jacques
de Haan, Jakob Israel
Jan Hanlo
Kopland, Rutger
Kouwenaar, Gerrit
Revius
de Ridder
Roland Holst, Adriaan
Roland Holst, Henriette
van Schagen, J. C.
Scheepmaker, Nico
Vroman, Leo
Gedichte in niederländischer Sprache sind im deutschen Sprachgebiet ziemlich unbekannt. Vielleicht vermittelt dieses Blog etwas vom Flair der Poesie im niederländischen Sprachgebiet. "<" und ">" bzw. "Ältere Posts", "Neuere Posts" führen zu vorhergehenden bzw. folgenden Beiträgen.
Immortelle C.
So wie ich einmal liebte,
So liebte auf Erden noch niemand,
Nur, dass ich, wohin ich mich wandte,
Nur Herzen aus Eis und aus Stein fand.
Es erstarb mein Glauben an Freundschaft,
Weder Hoffnung noch Liebe bestand,
Und so, wie mein Herz dann hasste,
So hasste auf Erden noch niemand.
Manch düsteres, bitteres Lied
Den Weg aus der Brust in die Welt fand;
So düster und bitter ich sang,
So sang hier auf Erden noch niemand.
Bis ich dann das immerfort Hassen,
Das Singen und Weinen als öde empfand.
Ich schwieg und so wie ich jetzt schweige,
So schwieg hier auf Erden noch niemand.
(Übersetzung Jaap Hoepelman Dezember 2025)


Am 3. November 2025 starb der Schauspieler, Kabarettist und Autor Joost Prinsen, der große Beliebtheit genoß durch seine prominente Rolle in einer langen Reihe von Fernseh- und Theaterprogrammen. Im Theaterprogramm "Uurtje Literatuurtje"* plauderte er mit dem Publikum über seine Begegnungen mit bekannten literarischen Persönlichkeiten, eine davon Willem Wilmink. Prinsens Vortrag von Wilminks Gedicht "Ben Ali Libi"** gehörte zu den beliebtesten seines Repertoirs und stand nach seinem Ableben erneut voll im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Willem Wilmink wurde bekannt durch eine breite Palette von literarischen Aktivitäten, darunter Kinderpoesie, Liedtexte und Übersetzungen. Seine Gedichte zeichnen sich durch eine scheinbar mühelose Eleganz aus, eine Verwandtschaft mit Dichtern die Thalia zugeneigt waren, wie Annie M.G. Schmidt, Han G. Hoekstra, Drs. P. oder Kees Stip.
Ben Ali Libi war der Künstlername eines wirklichen Zauberkünstlers, der es zu einiger Bekanntheit gebracht hatte - Michel Velleman.
Ben Ali Libi
Von den im Krieg ermordeten Artisten
stand ein Name auf einer der Listen,
der für mich Grund zum Staunen war:
Ben Ali Libi, Zauberer.
Mit einem Lachen, einem Witz, einem Zauberkasten
und einem Alibi, die so gut zu ihm passten,
musst' er sich die Kost zusammenklauben:
Ben Ali Libi, der Zauberer,
Bis dann die Rassenplebejer fanden
es gäb' keinen Platz in den Niederlanden
für die Jüdisch-Bolschewistische Gefahr.
Womit, klar, gemeint der Zauberer war.
Eine Taube verstecken im Blumentopf -
er war ohne Versteck, als es bei ihm hat geklopft.
Der Überfallwagen da draußen war
für Ben Ali Libi, den Zauberer.
Im Konzentrationslager hat er vielleicht
seine lustigsten Tricks noch einmal gezeigt,
mit einem Lachen, einem Witz, Zauberstaub,
Ben Ali Libi, der Zauberer.
Und jedesmal, wenn mir ein Krakeeler
die Alternative für Demokratie will empfehlen,
denk' ich: Wo, in deinem Paradies der Sauberen,
ist Platz für Ben Ali Libi, den Zauberer...
Ben Ali Libi, der arme Schlemiel,
Er ruhe in Frieden, so Gott will.
Aus: Verzamelde liedjes en gedichten (Prometheus, 2019)
In einem früheren Post habe ich versucht Antoine de Koms Gedicht "Mijn Opa is zo bloot" (mein Opa ist so nackt) für mich selbst und für mein imaginiertes deutsches Publikum zu erklären. Antoine de Koms Gedicht ist seinem Großvater Anton de Kom gewidmet. Anton de Kom war vieles: Aufklärer über die Sklaverei in Suriname und derer fortdauernde Folgen, Arbeiterberater, Kritiker der Misstände der Kontraktarbeit und Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung der Niederlande. Ein bewundernswerter Mann. Er war auch Autor des anti-kolonialistischen Manifests "Wij Slaven van Suriname", das 1934 in zensierter Form erschien und bald darauf verboten wurde. Erst 1980 erschien es ungekürzt in den Niederlanden, dann aber mit großem Erfolg. In 2021 erschien es als "Wir Sklaven von Suriname" auf Deutsch.
Der Balatableeder**
Die schönen Tage sind vorbei
Kuli, Bleeder, Sklave feierte das Billigvergnügen
Ohne Arbeit streunend an den gold'nen Küsten
Anwerber sind voll dabei Arbeitstiere anzulügen,
So viele wie's den Bürgern mag gelüsten.
Vor dem weißen Staatsvertreter
Kontrakt geschlossen, Daumenabdruck abgegeben
Mickervorschuss für den Sklaven, Anwerber kriegt reichlich Knete
Kontraktarbeiters Pläne voll daneben.
Frau und Kindern nix zum Geben.
Tief im Inland mitten im Dickicht
Undurchdringbar, Romantik voller Schönheit,
Sumpf, Elend, Giftschlangen im Gestrüpp
Sklave ringt, kämpft, oft mit Krankheit
Hohe Rechnung, Verstehen ist nicht.
Neun Monate später zahlt die Compagnie***
Ab 3er-4er-5er-6er Qualität°
Nimm deinen Hungerlohn, halt dein Maul
Kein Wort über die Quantität
Recht bekommt die Firma, du aber nie.
Im Urwald, zwischen schönen Farnen
Ein Arbeiter stirbt, ein Prolet weniger
Was soll's, es ist nicht einer von den Oberen
Was schert ein Schwarzer oder Farbiger
Der Bleeder weiß, er hält das Klewang in Händen.°°
(Übersetzung Jaap Hoepelman, August 2024)
Etwas mehr über de Kom und sein tragisches Schicksal findet man in meinem Post über das Gedicht seines Enkels, Antoine de Kom, das ich oben erwähnte und das mit dem vorliegenden Post als Einheit gelesen werden kann.
* 1863 ist das offizielle Ende der Sklaverei in Suriname. Mit Hilfe vertraglicher Bestimmungen wurde der Zustand der Abhängigkeit faktisch erst 1873 beendet...oder aber auch nicht, wie de Kom uns lehrt.
** Balata - Kautschuk. Balatableeder (vom englischen Verb "to bleed") - Kautschukzapfer. Balata spielte eine wichtige Rolle bei der Isolierung von Unterseekabeln.
*** Die Compagnie - "De Balata Maatschappij" - "Die Balata Gesellschaft, 'der Korken auf dem die Kolonie schwimmt', das Hätschelkind der Regierung, ...bis zur Krise von 1931" (Wij Slaven, p. 144)
° "Ab 3er-4er-5er-6er Qualität. Im Kapitel "Die Kontraktarbeit", heißt es, dass die Balata-Compagnie "später bezahlt für 1-e, 2-e, 3-e Qualität" und dass der Verdienst abhängt von der eingesammelten Menge.
°° "Klewang". In "Wij slaven van Suriname" (Seite 164), nennt de Kom das lange Messer der Balatableeder ein "Owru". Das "Klewang" war ein eher in niederländisch Indien eingesetztes, einschneidiges Langmesser mit einer gebogenen, schweren Spitze, ein Arbeitsgerät, aber auch eine gefürchtete Waffe der niederländisch indischen Armee. Dies mag der Grund sein, dass de Kom im Gedicht nicht von "Owru" spricht, sondern, wegen des furchterregenden Rufs, von "Klewang".
Achterberg, Gerrit Adriaan Roland Holst Adwaita Aegidius Andreus Ashetu, Bernardo Baars, Joost Beets, Nicolaas Bekker, Balthazar Bellamy, ...