Sonntag, 4. März 2018

Die Mutter das Wasser. Kopland und die Mutter die Frau.

Afbeeldingsresultaat


Rutger Kopland nahm Nijhoffs "Die Mutter die Frau" als Vorlage für eine Fürbitte für seine Mutter. Es lohnt sich Koplands Gedicht mit dem Nijhoffs zu vergleichen (Post 17.02.2018, hierunter übersetzt noch einmal abgedruckt).
Kopland war Psychiater (wie auch die Dichterin Vasalis) und Professor an der Universität Groningen, einer der beliebtesten neueren Dichter, Träger einer Reihe literarischen Preise, unter denen der P. C. Hooftpreis für das Gesamtwerk.

Rutger Kopland (Rutger Hendrik van den Hoofdakker. 1934-2012)


Die Mutter das Wasser

Ich besuchte Mutter, mal sehen, geht's ihr gut
Ich sah die fremde Frau. Ihr Blick war weit
und leer, als ob sie schaute auf die and're Seite
eines breiten Flusses, nicht auf mich. Vielleicht wär's gut,

- als ich da auf dem Rasen stand, Pils zu mir genommen
in der Kantine des Altenheims, die Zeit
ging langsam in der gottvergess'nen Einsamkeit -

vielleicht wär's gut, hätt' man einen Psalm vernommen.

Es war die Mutter, ihre zerbrechliche Gestalt, die reglos dort
im Gras stand, nur ihre dünnen Haare
bewegten sich im Wind, ein wenig, wie zum Segeln, fort

über stille Gewässer zu einem Unendlich-da-und

-dortsein, ihrem Gott. Es gibt Gott nicht, aber ich flehte doch:
halt bitte Dein Versprechen. Deine Hand soll sie bewahren.

Rutger Kopland
Aus: Tot het ons loslaat
Amsterdam, Van Oorschot, 1997

De moeder het water


Übersetzung Jaap Hoepelman März 2018.




Die Mutter die Frau (1933)

Ich zog nach Bommel, die neue Brücke sehen.
Ich sah die neue Brücke. Zwei Gegenseiten
die sich einmal schienen zu meiden,
wurden wieder Nachbarn. Minuten, vielleicht zehn,
dass ich dort lag, im Gras, mein Tee getrunken,
mein Kopf gefüllt mit Landschaft weit und breit -
dass unvermittelt inmitten der Unendlichkeit
mir eine Stimme in den Ohren hat geklungen.

Eine Frau war es. Das Schiff auf dem sie fuhr
fuhr langsam mit dem Strom unter der Brücke durch.
Sie war allein am Deck, sie stand am Ruder,

und was sie sang, dass hörte ich, das Psalmen waren.
O, dachte ich, o, dass da die Mutter würde fahren.
Preise Gott, sang sie, Seine Hand wird dich bewahren.

Martinus Nijhoff (1894-1953)

Uit: Verzamelde Gedichten
Uitgever: Bert Bakker, 4de dr. 1974

Übersetzung Jaap Hoepelman November 2017


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