Donnerstag, 23. August 2018

Gerrit van de Linde: Der Schulmeister. Liebe ist das nicht...

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Gerrit van de Linde (Pseudonym "De Schoolmeester"- "Der Schulmeister")(Rotterdam, 1808 – Londen, 1858) bereitete sich in Leiden auf das Pfarramt vor, bis ihn ein bedauerlicher Vorfall an der Weiterführung seiner Studien hinderte. Er beschreibt den Grund folgendermaßen: "lieber als mich noch länger auf dem ausgetretenen und dürren Trampfelpfad der theologischen Lehrmeinungen aufzuhalten, warf ich mich mit Leib und Seele auf ein vernachlässigtes und nicht ausreichend erforschtes Kapitel der Chemie": Der junge, hoffnungsfrohe Student der Gottesgelehrtheit hatte eine Affäre mit der Ehefrau des Leidener Chemieprofessors van der Boon Mesch angefangen. Der Chemieprofessor rächte sich, indem er van de Linde in den Niederlanden dermaßen unmöglich machte, dass dieser sein Theologiestudium aufgeben und nach London flüchten musste, wo er eine erfolgreiche Schule gründete, offensichtlich nicht gehindert durch irgendwelche Englischkenntnisse. Der Verlust für die Theologie kann nicht übermäßig groß gewesen sein, der Gewinn für die Sprachkunst war dafür um so größer. Denn van der Linde war ein Virtuose der Sprache und seine heiteren Verse erfreuten sich lange großer Beliebtheit. Ansonsten war das Leben eines Schulmeisters eine mühsehlige und durch Armut geplagte Quälerei, wie es aus dem Jammerklacht an den Freund van Lennep hervorgeht. Hoffentlich empfinden heutige Schulmeister es anders.

Schulmeister

Er, der aus freier Kaprice,
In einer Hinterkammer,
Kopfschmerzen wie ein Hammer,
Und eine verstopfte Nase
Und eine beklemmte Blase,
Und Gelüste wie ein Bock,
Ein Nacken wie im Stock,
Und Türen, die nicht schließen,
Und alle Scheiben leck,
Podagra in den Füßen,
aussieht so wie ein Geck;
Ist minder zu beklagen,
Als der, der drei Paar Tage,
Die Klassenzimmerblagen,
Die Furzluft und den Dreck,
Rotznasen, Eselsfragen,
Das ekelhafte Nägelnagen,
Das kratzend Läusejagen,
Die schmutzig weißen Kragen,
Das gottverdammte Plagen
Der Jugend muss ertragen.


De Schoolmeester, um 1834.

Schulmeister


Übersetzung Jaap Hoepelman November 2017

Dass van de Linde wahrlich nicht für das Studium der Theologie geeignet war, geht auch aus folgender Glosse an van Lennep hervor (Jacob van Lennep), die, finde ich, ein interessantes Licht wirft auf Sitten und Moral im frühen 19. Jahrhundert.. Van Lennep, im Übrigen, war selber ein einflussreicher Dichter und Schriftsteller,

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"Rijksadvocaat" (eine Stellung vergleichbar mit der des Staatsanwalts), ein liberaler Mann, Erstherausgeber von Multatulis "Max Havelaar" und Herausgeber von Vondels Gesamtwerke, ein treuer Unterstützer van de Lindes und, wie aus seiner Biographie hervorgeht, der richtige Adressat für das folgende kleine Reim:

Gerrit van de Linde
Für van Lennep
1834
-----
Wenn manchmal die bösen Fleischeslüste dich tun plagen
empfehle ich dir du weisst schon was ich meine bis Holland zu vertagen
Denn die englischen Huren wird keiner dir rekommandieren
Sie liegen in den Pfulen wie Statuen nach dem Gefrieren
Und um dafür zu sorgen, dass eine englische Hurfrau beim Ficken sich ein wenig regt
Musst du eine andere darunter legen, die vom Schluckauf wird bewegt.


Übersetzung Jaap Hoepelman

August 2018



Gerrit van de Linde
voor van Lennep

1834

‘Als somtijds de booze lusten van het vleesch je mogten kwellen
Zou ik je maar raden om je weet wel wat ik meen tot in Holland uit te stellen
Want de Engelsche hoeren zal niemand je recommanderen
Ze liggen net als bevroren monumenten in de veren
En om te maken dat een Engelsche hoervrouw onder het naayen een beetje leeft
Zou je er een andere onder moeten leggen die den hik heeft’.

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