
Jakob von Vitry berichtet eloquent
über ein Gebiet im Orient.
Ein Volk befindet sich im Land,
in vielen Büchern wird's genannt,
das hat wahrlich fremde Sitten.
Von Flüssen wird das Land durchschnitten.
Es ist als Amazonien bekannt.
Nur Frauenzimmer wohnen in dem Land.
Hier gibt es keine Mannspersonen,
es dürfen hier nur Frauen wohnen,
gar mehr als 1000 mal 200 Frauen,
selten, dass sie einen Mann anschauen.
Wenn sie vom Schlachtfeld wiederkehren,
und sammelten als Kriegerinnen Ehren,
dann werden alle sich verneigen
und lassen willig sich besteigen.
Einmal jährlich sind sie so beim Mann.
Empfangen sie ein Kindlein, dann
bleibt ein Knäblein 7 Jahr' am Ort,
dann muss der Bub zum Vater fort.
Die kleinen Mägdlein bleiben bei
der Mutter und die Gegend männerfrei.
Kein Mann darf in dem Landstrich sein:
Sie haben mit den Frauen nichts gemein.
gibt es am mächtigen Gangesfluss.
Der Name Brahman wird dem Volk gegeben.
Bemerkenswert, wie diese leben,
denn ist es nicht ein wundersames Ding:
Bevor der Gottessohn den Leib empfing,
schrieben vom Vater und vom Sohn
sie an Iskander, dem großen Hegemon
und ihre Worte wurden offenbart
wie wenn das Christentum gelehret ward.
Selbstverbrenner
Andere Leute wohnen daneben,
die sehnen sich nach ewigem Leben,
das sicher folgt dem Hier und Heuer,
darum verbrennt man sich im Feuer.
Elternfresser
Riesen
In dieser Gegend gibt's ein Land,
für seine Riesen ist's bekannt,
12 Cubitus! Gigantenhaft!
Zwerge
Dem Zwergvolk dort fehlt es an Kraft,
nur klägliche 2 Ellen misst es,
das heißt: 3 Fuß und kleiner ist es.
Frauen, die grauhaarige Kinder gebären
Frauen gibt's dort, hör' ich sagen,
die einmal nur ein Kindlein tragen.
Grauhaarig werden die geboren,
doch das Grauhaar geht verloren,
schwarze sprießen nach den grauen.
Frauen mit kurzlebigen Fünflingen
Im gleichen Landstrich leben Frauen,
die immerzu fünf Kinder gebären.
Acht Jahre ihre Leben währen.
Ein Volk, das von rohem Fisch lebt
Andere Leute leben dort so:
Sie essen ihre Fische roh,
und trinken aus dem salzigen Meer.
Volk mit verdrehten Händen
Völker gibt es dort vermehrt,
bei denen stehen die Hände verkehrt.
An den Füßen, so wird uns gelehrt,
zählen die Zehen zwei mal vier
Ein Volk mit Hundeköpfen und Krallen
Bei einem Volk, so hören wir,
stehen die Füße falsch herum
(ich zitier' Sankt Hieronimum).
Auch haben wir bei ihm gefunden,
hat es Köpfe wie von Hunden
dazu Krallen, lang und krumm.
Und was werfen sie sich um?
Sie kleiden sich in rohen Fellen.
Ihre Sprache klingt wie Bellen.
Leute mit einem winzigen Mund
Hier gibt es seltsame Gesellen
deren Mund ist winzig klein.
Nur ein Trinkhalm, dünn und fein,
hilft den Leuten überleben.
Menschenfresser
Und ein Volksstamm lebt daneben,
der frisst Menschen, wird gesagt.
Die werden nach Geruch gejagt,
so wie ein Schweißhund jagen muss,
man treibt sie dann an einen Fluss
und erschlägt ihnen den Leib,
egal von wem, ob Mann, ob Weib.
Arismaspi, d.h. Zyklopen
In Indien, dass ihr's mir glaubt,
da gibt es Leute ohne Haupt.
Die Augen sind im Schlüsselbein.
Zwei Löcher gehen in die Brust hinein
für die Nase und den Mund,
ein Anblick, grässlich wie vom Hund.
Ein Volk, das von Apfelduft lebt
Es wohnen Leute gleich daneben,
die nur vom Duft von Äpfeln leben
und von keiner anderen Speise.
Geht dort einer auf die Reise,
trägt er Äpfel für die Not,
sonst wäre es für ihn der Tod,
umwehte ihn ein böser Hauch.
Wilde Männer mit 6 Fingern
Wilde Männer gibt's dort auch
mit je 6 Fingern an der Hand
Frauen in Silberrüstung
Frauen wohnen in dem Land,
die man vornehm heißen muss.
Sie leben dort in einem Fluss,
darum besitzen sie kein Eisen. Nein,
ihr Rüstzeug muss aus Silber sein.
Frauen mit Bart
In Indiens Tälern gibt's mitunter
Frauen mit Bärten zum Busen herunter,
die als Kleidung Häute tragen.
Sie ernähren sich durch Jagen.
Sie halten Leoparden sich,
Löwen und Tiger fehlen nicht,
die können sie zum Jagen zähmen.
Volk, das am Fluss lebt
Manchmal kann man auch vernehmen,
dass dort Leute, Mann und Weib,
leben ohne Kleid am Leib,
dafür am Körper rau behaart.
Es ist dieser Leute Art,
wenn zu ihnen Fremde gingen
würden sie ins Wasser springen.
Jeder lebt, so wie er leben muss,
und so lebt dieses Volk am Fluss.
Wilde Leute mit Schweinsborsten
Wilde Leute gibt es dort auch heuer
kräftig, groß und ungeheuer.
Sie haben Borsten wie vom Schwein,
vom Büffel könnt' ihr Schnauben sein.
Frauen mit Hundegebiss
In einem Fluss dort wohnen Weiber,
die haben wunderschöne Leiber,
nur leider haben sie im Mund
das Gebiss von einem Hund.
Pygmäen
"Pygmäen" gibt's in diesem Land,
"klein wie die geballte Hand".
Man findet sie in Indiens Bergen.
Drei Jahre dauert's bei den Zwergen,
dann zeugen sie und tragen Kinder.
Das kleinste Volk - es geht nicht minder.
Nach acht Jahren, immer wieder,
ringen sie die Kraniche nieder,
die wollen ernten ohne Säen
die Frucht der Arbeit der Pygmäen.
Leute mit einem Schwanz
Auch gab es Leute in den alten Tagen,
die haben einen Schwanz getragen.
Wilden
Gleichsam im Orient bekannt
wilde Leute in einem wilden Land.
Einst hat man einige gefangen,
und ist unters Volk gegangen.
Ihrem Los sind sie entkommen:
Keine Nahrung haben sie genommen
und verhungert starben sie alsdann.
Männer mit Kerzenaugen
In Indien gibt's manchen Mann,
dessen Aug' strahlt nachts so klar
wie eine Kerze, das ist wahr.
Volk isst nur rohes Fleisch und wilden Honig
dieses Volk wohnt nah am Meer.
Alles Fleisch essen sie roh
und saugen Honig ebenso.
Volk mit Januskopf
Diesen Fluss nennt man Brixant,
er fließt in Indien bis ins Land.
Das Volk ist groß in diesem Reich,
ihre Haut ist mehr als bleich
und ihr Antlitz zweigeteilt.
Wunder habe ich mit Euch geteilt
und getreulich hier beschrieben.
Bände hat man vollgeschrieben
über Wunder an Indiens Gestaden.
Hört zu! Zu mehr will ich Euch laden!
Frauen, die eine Kröte gebären
In Europa gibt's ein Land,
Jakobus von Vitry hat es genannt.
Gebärt dort eine, so sagt sein Bericht,
kriecht zunächst ein Kröterich ans Licht.
Kommt allerdings die Kröte nicht,
kommt kein Kröterich in Sicht,
so sieht man es der Mutter an:
Das Kind ist nicht von ihrem Mann.
Blödsinn und Phantasterei
geistern in der Lombardei.
Alpenländler mit Kropf
Jenseits der Alpen, im Burgunderland
leben viele, es ist wohlbekannt,
die in den Alpentälern wohnen,
und Kröpfe tragen wie Melonen,
diese haben sie am Hals.
Französische Hermaphroditen
In Frankreich gab es jedenfalls,
denn so will es uns erscheinen,
Leute, zeigend zwischen beiden Beinen,
das Gemächt von Frau und Mann.
Die Zyklopen von Sizilien
Geht man nach Sizilien, dann,
im Wald beim Berg, der brennt,
den man meistens Ätna nennt,
gibt es Leute, die ein Aug' nur tragen
und jeden Baumstamm überragen.
Mit einer Zunge wie ein Schild
sind sie fürchterlich und wild.
Fleisch und Blut sind ihre Nahrung.
Zwergfrau mit Stirnwunde
In Westende, in der Brandung,
wurde eine Frau gefunden,
auf der Stirne trug sie Wunden.
Die Strömung trieb sie an die Küste;
keiner, der Genaueres wüsste.
Purpurfarben war ihr Kleid.
Die Größe aber dieser Maid,
so heißt es, war ein Cubitus,
das heißt eineinhalber Fuß.
Herkules
In der Marge das Schwert des Herkules.
Anders die Größe des Herkules,
von dem nicht blieb der kleinste Rest,
kein anderes Wunder reicht heran,
nichts gibt's, das man vergleichen kann.
Er hat zwar Völker fast vernichtet,
doch hat man Zeichen ihm errichtet.
Siegessäulen stehen im Land
der Spanier, als Denkmale am Strand:
Bis hier hat er das Land bekriegt,
Riesen und Sonne hat der Held besiegt.
Doch Siegesstrecken enden mal,
das Schicksal trifft uns allemal:
Ein Gifthemd. Schmerzen ungeheuer,
zur Löschung warf er sich ins Feuer,
wo er zu Pulver ist verbrannt.
Seine Länge ist uns nicht bekannt.
Der Teutonenschädel
Sichere Zeichen kann man finden,
dass einem alle Zweifel schwinden.
In Deutschland wohnte ein Gigant,
Teuto wurde er genannt.
Teutschland sagten viele Leute,
Deutschland heißt das Land noch heute.
In Österreich am Donaustrand,
als Sankt Stephanus bekannt,
liegt ein Ort, der 60 Meter misst,
dort, wo die Gegend wendisch ist.
Wer sich dorthin begeben mag,
findet bis zum heutigen Tag,
Knochen, größer als man glauben kann,
auch einen Schädel findet man.
Albertus Magnus sagt uns sonnenklar,
dass einer es versuchte und fürwahr,
dass in diesen Schädelkasten
Griff und Knauf von zweien Schwertern passten.
Dazu hat Bruder Albert noch belegt,
wurde das Gehilz im Schädel frei bewegt.
Die Zähne waren, wie Albertus fand,
doppelt breit wie eine Hand.