Jacob van Maerlant, um 1230 - 1290
Ausführlicher über van Maerlant habe ich
hier. berichtet.
Van Maerlants Text in der "DBNL" findet man
hier.In "Der Naturen Bloeme" blättern kann man
hier
Zu Maerlants Zeiten besaßen die aristotelischen Lehrmeinungen höchste Autorität und Maerlants Abhandlung über die Wunder der Tierwelt fängt getreulich mit der Anrufung der aristotelischen Lehre über das Blut und die Gefäße bei den Tieren an. Nach Aristoteles sind die Insekten blutlos und so lehrt es auch van Maerlant. Es wird noch bis Swammerdam dauern, bis man zu einer anderen Auffassung gelangt.
Von den Tieren
Ich will beim Hergebrachten bleiben,
und die Tiernatur beschreiben,
die allen Tieren ist gemein,
danach von jedem Tier allein.
Hat allgemein ein Tier zwei Beine,
oder vier, oder aber hat es keine,
(die hat Aristoteles im Sinn),
hat es Gefäße mitsamt Blut darin.
Zwar haben manche Tiere mehr
als vier, die sind jedoch blutleer.
Dass man sich bitte nicht vertut:
Ich sprech' vom Blutgefäß und Blut.
Blut haben Würmer, wie man unschwer sieht,
Gefäße nicht. Das ist der Unterschied.
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Nach einer ausführlichen Auseinandersetzung über die allgemeine Natur der unterschiedlichen Tierarten fängt van Maerlant zu guter Letzt mit A, wie Asinus, der Beschreibung des gewöhnlichen Esels an. Manchmal sind die Beschreibungen etwas länglich, deshalb werde ich mich für jedes Tier auf wenige Abschnitte beschränken, in der Hoffnung, auf diese Weise ausreichend lehrreiches Material für den Leser bereit zu stellen. Ich werde schrittweise vorangehen, die Übersetzungen in Teilen anfertigen und hin und wieder nach Lust und Laune ins Netz stellen. Die Reime habe ich, wie van Maerlant auch, nach den lateinischen Tiernamen alphabetisch geordnet.
Der Esel
Der Esel im Zeichen des Kreuzes
“Asinus“ heißt “Esel“, wird uns beigebracht,
hässlich ist er, ungeschlacht,
groß der Kopf, die Ohren lang
und sehr langsam ist sein Gang:
Eine halbe, magere Portion.
Am Rücken aber steht das Zeichen der Passion,
weil der Herr uns Demut hat gelehrt
auf dem Eselsrücken, nicht auf einem Pferd.
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