M. Vasalis
Der Idiot im Bad.
Die Schulter hochgezogen, die Augen feste
Zu, im Halbtrab, immer stolpernd als er auf die Matte trat,
Hässlich und unbeholfen, gebeugt am Arm der Schwester
Geht einmal jede Woche der Idiot ins Bad.
Der warme Dampf, der überm Wasser steht
Beruhigt ihn: Der weiße Dampf...
Mit jedem Kleidungsstück, das von ihm geht,
Lindert ein altvertrauter Traum den Krampf.
Die Schwester läßt ihn in das Wasser gleiten,
Er faltet seine dünnen Arme auf der Brust
Er seufzt, als ob er löscht den ersten Durst
Und Seligkeit will sich um seinen Mund verbreiten.
Die angsterfüllten Züge sind leer und schön geworden,
Die dünnen Füße stehen wie ein bleicher Blumenstrauß,
Die langen, bleichen Beine, dürr geworden,
Schimmern wie Birkenstämme aus dem Grün heraus.
Er ist in diesem grünen Wasser noch wie ungeboren,
Er weiß nicht, dass es Früchte gibt, die niemals reifen,
Er hat die Körperweisheit nicht verloren
Und Geistessachen muss er nicht begreifen.
Und jedes Mal, als er aus dem Wasser wird gezogen,
Und kräftig abgerieben mit den rauen Anstaltswischen
Und ihm die steife, harte Kluft wird angezogen,
Dann wehrt er sich und weint ein bisschen.
Und jede Woche wird er wieder neu geboren
Und roh getrennt vom sicheren Wasserdasein,
Und jede Woche ist ihm das Los beschoren
Wieder nur angsterfüllt ein Idiot zu sein.
Übersetzung Jaap Hoepelman Januar 2025