Mittwoch, 6. Mai 2020

Leopold, Omar Khayyam und der Rubaiyat

J.H. Leopold · dbnl                                                                                                                 
J.H. Leopold (1865-1925)

Omar Jayam - Wikipedia, la enciclopedia libreJ. H. Leopold - Omar Khayam - 1953 - Catawiki


Wie Boutens fühlte Leopold sich von der Rubaiyat sehr angesprochen. Er hat viele Vierzeiler aus Omar Kayyams Sammlung verfasst, meistens nach Fitzgeralds oder nach deutschen Übersetzungen.
Sie entsprachen wohl seinem Wesen - ein Bruder Leichtfuß war er nicht.


IX
Wir gehen und wir kommen - der Gewinn ist wo?
und weben Fäden und das Kleid ist wo?
In des Himmels Wölbung sind zu Staub verbrannt
Viele Wohlmeinende; ihr Rauch ist wo?

X
Es ging und geht die Zeit; die Welt ist längst vorbei,
mein Wissen ging, mein Ruhm ist längst vorbei.
Wir wurden vor der Ankunft nicht vermisst,
nach unserm Weggang ist das nicht vorbei.

"Wij gaan en komen"
"De Wereld gaat en gaat"

J.H. Leopold nach Omar Kayyam

Leopold, dem Kenner Spinozas, war eine gewisse poetische Gleichgültigkeit dem Tod gegenüber nicht fremd. Seine Ruhe findet Ausdruck im folgenden doppelten Vierzeiler, der von denen des Kayyam gar nicht so weit entfernt ist und im Übrigen zum Kanon der niederländischen Poesie gerechnet wird:


"O, wenn ich tot werd', tot werd' sein
komm dann und flüstre, flüstre was liebes,
die bleichen Augen werd' ich öffnen
und ich werd' nicht verwundert sein.

Und ich werd' nicht verwundert sein;
in dieser Liebe wird der Tod
allein ein Schlafen, Schlafen beruhigt
ein Warten auf dich, ein Warten sein"


"O, als ik dood zal dood zal zijn"

H. J. Leopold, aus "Verzen", 1912

Übersetzungen Jaap Hoepelman, Mai 2020

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